Beate Bischler, Vizeweltmeisterin der Sehbehinderten, und Sonja Graichen bei ihrer Prüfung zum 1. Dan.
 
Beate und Sonja meistern den 1. Dan

 
Anfang Februar war es für Beate Bischler und Sonja Graichen soweit, ihre Prüfung zum 1. Dan fand in Mannheim statt. Beate, die vergangenes Jahr durch einen zweiten Platz bei den Weltmeisterschaften der Sehbehinderten ihre Fahrkarte zu den Paralympics 2004 löste, will in Athen natürlich mit einem schwarzen Gürtel auf der Matte stehen. Doch lange Zeit war sie vergeblich auf der Suche nach einem Partner für die Dan-Prüfung, ohne den eine solche nicht durchführbar ist. Außerdem sollten beide gut aufeinander eingespielt sein, um die Techniken fehlerfrei demonstrieren zu können.
 

Auch Sonja Graichen wollte endlich ihren langjährigen Braungurt gegen den schwarzen eines Meisters eintauschen. Und obwohl beide nicht zum gleichen Verein gehören, brachte Landestrainer Wolf-Rüdiger Schulz die beiden im Sindelfinger Olympiastützpunkt Trainierenden zusammen. Sonja, Mitglied im JSV 50 Villingen, war bei allen drei Internationalen Judoturnieren im Glaspalast Sindelfingen dabei, 2001 und 2002 Badische Meisterin und stieg 2003 mit dem SV-Kippenheimweiler in die 2. Bundesliga auf.
 

Ohne Fleiß kein Preis
 

Bei der Prüfung zum 1. Dan müssen neben der Naga-no-Kata, die 15 Würfe rechts und links in genau festgelegter Form umfasst, 20 Würfe aus vorgegebenen Situationen gezeigt werden. Die Würfe aus der 40 Würfe umfassenden Go-kyo werden stichprobenweise geprüft. Aber auch das Bodenprogramm ist keine Kleinigkeit. Mehr als 40 Haltegriffe, Hebel und Würger müssen gezeigt werden. Zum Schluss muss der Prüfling beweisen, dass er nun auch in der Lage ist, seine eigene Spezialtechnik anderen vermitteln zu können: Dabei erklärt und demonstriert er, wie man einen bestimmten Wurf erlernt, wie man ihn perfektioniert und wie man ihn im Wettkampf anwendet. Dieser Teil der Prüfung dauert etwa wie die Kata zehn Minuten. Die letzten Monate waren Beate und Sonja daher ständig auf der Suche nach einem Plätzchen auf der stark frequentierten Sindelfinger Judomatte. Mehrmals wöchentlich trafen sie sich und übten mehrere Stunde das umfangreiche Programm.
 

Am Samstag, dem 7. Februar, war es dann so weit. Die Prüfung fand im Rahmen eines Lehrgangs der Sehbehinderten in Mannheim statt. Im Wechsel - zuerst Beate, dann Sonja - absolvierten sie die einzelnen Prüfungsabschnitte: Kata, Stand, Boden und Spezialtechnik. Bei der ansonsten sehr guten Kata erlaubte sich Beate einen Fehler, Sonja blieb sogar ganz fehlerfrei. Beim anschließenden Standprogramm hatte es die zierliche Sonja etwas schwerer, ihre im Schwergewicht startende Partnerin auszuheben und zu werfen. Trotzdem meisterte sie alle geforderten Würfe akkurat, genauso wie Beate zuvor. Sowohl im Stand, als auch im Boden, konnten beide alle Fragen beantworten. Hier zahlte sich sicherlich das jahrelange Training beim Olympiastützpunkt aus. Auch beim letzte Teil der Prüfung, die Vorführung der Spezialtechnik, brillierten beide nochmals. Insbesondere die hervorragende schriftliche Ausarbeitung wurden von den Prüfern gelobt. Nach rund anderthalb Stunden stand zweifelsfrei fest, Beate und Sonja haben den 1. Dan gemeistert. Herzlichen Glückwunsch!
 

Sonja (links) und Beate freuen sich über ihren neuen schwarzen Gürtel. Beate trägt den japanischen Frauengürtel mit einem zusätzliche weißen Streifen.
 
[hv]
 
zurück